Emphatie und Digitalisierung? Wie hängt das zusammen? Die Digitalisierung hat weite Teile unserer Wertschöpfungsketten durchdrungen und dazu geführt, dass viele Prozesse deutlich schneller und effektiver ablaufen.

Das ist sicher positiv und die Entwicklung ist lange noch nicht am Ende. Gerade auch im HR-Bereich gab es einigen Nachholbedarf und so wird weiterentwickelt und digitalisiert, wo es eben geht.

Das führt zu beeindruckenden Ergebnissen. Etwa wo mit deutlich weniger Aufwand Veranstaltungseinsätze disponiert werden können oder Software heute in der Lage ist, viele einzelne Arbeitsschritte von der Rekrutierung bis zum Arbeitsvertrag zentral zu vereinen.

Digitalisierung hat auch Schattenseiten

Doch hier soll es nicht um die produktive Softwareseite gehen. Vielmehr entsteht so langsam auch die Erkenntnis, dass die Digitalisierung neben der reinen fachlichen, prozessgetriebenen Ebene auch einen Einfluss auf weitere Bereiche hat. Das wird vor allem deshalb offensichtlich, weil eben viele Bereiche der Digitalisierung zu einer Interaktion mit Menschen führen.

Und auch wenn es selten übergeordnet betrachtet wird, kann man die Einflüsse und Entwicklungen zusammenführen und ein Muster erkennen.

Denn die Digitalisierung führt, wenn sie für die Übertragung vormals manueller Prozesse in rein digitale Abläufe steht, dazu, dass Menschen nicht mehr, sondern tatsächlich eben weniger und vor allem weiter von einander entfernt kommunizieren.

Das mag verwundern, denn eigentlich nimmt der Austausch von Daten oder Nachrichten meist ja eher zu. Zumindest eben auf der digitalen Ebene. Aber das ist und dieser Erkenntnis muss man sich stellen, eben doch nicht immer das Gleiche.

Menschen sind sich also trotz der vermeintlich digitalen Nähe tatsächlich eher fremd bzw. weiter voneinander entfernt, als man denken könnte. Kurz gesagt, die persönliche Interaktion wird durch die digitale Kommunikation bisher noch unzureichend ersetzt.

Das wiederum führt zu vielen Phänomen, die wir im Alltag gerade nicht schätzen und eigentlich vermeiden wollen.

Denn das im HR-Bereich so geläufige Wort des „Ghostings“ kommt ja aus einem ganz anderen Bereich, findet sich bei genauerer Betrachtung aber an sehr vielen verschiedenen Orten, an denen digitale Lösungen zum Einsatz kommen.

Was bedeutet Empathie?

Und hier kommt dann die Empathie ins Spiel. Empathie bedeutet, dass man die Fähigkeit besitzt, sich in Gefühle, Gedanken, Motivationen oder Empfindungen anderer Menschen zu versetzen und sein eigenes Handeln daran ausrichten kann.

Und genau das ist im Zuge der Digitalisierung von zwischenmenschlichen Kommunikationsprozessen bzw. bei der Digitalisierung einiger Dienstleistungen, auf der Strecke geblieben. Denn oft wird gerade die fehlende Empathie in der Gesellschaft kritisiert. Wenn man es sich genauer anschaut, trägt in vielen Bereichen die Digitalisierung daran einen Anteil.

Warum? Einfach weil die Kommunikation und die Erkenntnis der Folgen des eigenen Handelns entmenschlicht worden sind. Ich übernehme weniger Verantwortung für mein Handeln, weil ich nicht unmittelbar persönlich erlebe, welche Wirkung oder Auswirkung es auf andere Menschen hat.

Digitalisierung im Alltag – wo bleibt die Emphatie?

Beispiele gibt es zuhauf. Fangen wir mit der Nutzung von Dating Apps an. Hier gibt es bereits eine starke Gegenbewegung, die fordert, sich wieder in die reale Welt zurückzuziehen oder zumindest die negativen Effekte der Dating Apps beleuchtet. Denn viele haben genug davon, „geghostet“ zu werden. Es werden keine Verabredungen abgesagt, weil man ja genug andere Optionen hat. Zudem hat man immer nur getextet und meist nicht einmal telefoniert. Da ist es doch ein leichtes, einen Termin einfach nicht wahrzunehmen. Abgesagt wird schon lange nicht mehr. „Selbst schuld, wenn der andere dachte, dass ich es ernst meine“.

Analog verhält es sich in der Arbeitswelt. Dort ist Ghosting schon länger ein Problem auch wenn es hier noch weitere Gründe hat.

Typischerweise läuft es aber immer häufiger so ab: Ich habe einen Arbeitsvertrag bei einem Personaldienstleister unterschrieben. Der Kunde wartet auf mich. Das Team beim Kunden freut sich auch die Unterstützung. „Aber hey, mir doch egal das da so viele Menschen beteiligt sind oder auf mich warten. Ich habe nur eine WhatsApp gesendet und einen Video Call gehabt, da kann keiner erwarten das ich wirklich auf der Arbeit auftauche.“

Und haben Sie schon an die weiteren Dienstleistungen gedacht?

Schnell einen Elektroroller buchen, irgendwo hinfahren und dann? Smartphone zücken, ausbuchen und weg. Egal wo das Ding steht. Mitten auf dem Gehweg? Egal wenn da keiner mehr durchkommt. „Im Moment des Abstellens war ja keiner zu sehen und mein Smartphone zeigte grün. Passt schon“.

Oder haben Sie sich schon mal darüber geärgert, dass das Thema „No Shows“ in Restaurants so sprichwörtlich hochkocht? Woran liegt das wohl? An der Unverbindlichkeit digitaler Buchungen.

Hier gilt das zuvor Gesagte. Wenn ich nicht mal persönlich irgendwo anrufe, geschweige denn persönlich vorbeischaue, um einen Tisch zu reservieren, ist die Hürde zum Absagen, bzw. gar nicht Absagen, auf digitalen Wegen natürlich viel geringer.

Im HR-Bereich merken wir das jeden Tag. Menschen mit denen man ein persönliches Vorstellungsgespräch geführt hat, springen deutlich weniger ab als solche, mit denen man rein digital gesprochen hat.

Und wer hätte gedacht, dass dieser Ärger im Arbeitsalltag unser Privatleben beeinflusst, in dem man jetzt im Restaurant Strafen für das nicht Erscheinen zahlen soll? Wäre das auch was für den Rekrutierungsprozess?

Fazit – Ohne Emphatie geht es nicht gut

Aber mal im Ernst. Es geht nicht darum, die Digitalisierung aufzuhalten oder zurückzudrehen. Das funktioniert sowieso nicht. Und natürlich kann man das alles nicht verallgemeinern.

Aber klar ist, dass sich in den letzten Jahren in der Gesellschaft der Trend zeigt, die Konsequenzen eigenen Handelns zu selten danach zu messen, ob und welchen Einfluss sie auf andere haben. Es fehlt eben an Emphatie.

Denn auch wenn ein Prozess digitalisiert worden ist. An irgendeiner Stelle kommen doch wieder Menschen ins Spiel oder müssen mit den Folgen der digital ausgelösten Prozesse klarkommen. Hier hilft die Emphatie in jedem Fall und sollte immer Teil des eigenen Handelns sein.

Von daher ist die Digitalisierung eben kein Selbstzweck auch wenn sie sich eigentlich genauso entwickelt. Generell sollen digitale Prozesse den Menschen helfen aber möglichst wenig negative Effekte haben.

Vielleicht ist es gesellschaftliche sinnvoll, hier wieder den Blick darauf zu schärfen, was die Folgen auch des digitalen Handels jedes Einzelnen sind

Gerade aus HR-Sicht ist das natürlich schwierig umzusetzen, da wir ja von den Bewerbenden in gewisser Weise abhängig sind. Aber es spricht nichts dagegen, wieder stärker auch auf analoge Prozesse zu setzen und ansonsten zumindest den eigenen Standpunkt klar zu machen.

Ob es dann etwas bringt oder ein Kampf gegen Windmühlen ist?

Wer weiss. Aber schön das wir mal darüber gesprochen und die Wichtigkeit der Emphatie hervorgehoben haben 😉

Über das Unternehmen hanfried GmbH:

Die hanfried Personaldienstleistungen GmbH ist ein inhabergeführtes Unternehmen mit Stammsitz in Hamburg und Niederlassungen in Bremen, Oldenburg, Wilhelmshaven, Berlin und Dortmund. Seit über achtzehn Jahren bieten sie qualitative Personaldienstleistungen von der Arbeitnehmerüberlassung bis zur Personalvermittlung. Ihr Motto lautet: “Personalmanagement ganz persönlich” – sie unterstützen sowohl Arbeitnehmer als auch Unternehmen bei der Jobsuche, Personalvermittlung und Rekrutierungsstrategien. Wenn du auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber bist, lohnt es sich, hanfried näher kennenzulernen! 😊

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